Seit Montagabend verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer: Die Übernahme von Manchester United durch einen katarischen Scheich stehe unmittelbar bevor. Diese Neuigkeit sorgte für eine enorme Euphorie unter den Fans und ließ den Aktienkurs des Vereins in die Höhe schnellen. Doch woher stammte eigentlich diese Meldung?
Ein Medienbericht von „The Athletic“ deckte die Quelle der Meldungen auf, die behaupteten, Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani habe das langwierige Bieterduell gegen Sir Jim Ratcliffe gewonnen. Überraschenderweise ergab die Untersuchung, dass ein kleiner Twitter-Account namens „2sporttv“ aus Cardiff die weltweiten Schlagzeilen ausgelöst hatte. Dieser Kanal hat weniger als 300 Follower und wirbt für illegale Fußballstreams. Dennoch berichtete er als Erster über die angebliche Einigung zwischen Manchester United und Al Thani.
Die Medien, die seit Montagabend die vermeintlichen „Breaking News“ verbreiteten, hatten sich vor allem auf die katarische Zeitung Al-Watan bezogen. Sowohl die Zeitung als auch ihr Herausgeber hatten getwittert, dass Al Thani erfolgreich gewesen sei und die offizielle Bekanntgabe der Übernahme unmittelbar bevorstehe.
Interessanterweise fand sich auf den eigenen Plattformen von Al-Watan keinerlei Berichterstattung zu diesem Thema. Laut „The Athletic“ hat die Zeitung offenbar lediglich den mutmaßlichen Fake-News-Tweet des unbekannten Kanals „2sporttv“ verbreitet.
Sogar Quellen, die eine Verbindung zu dem Angebot aus Katar haben, zeigten sich von den Meldungen überrascht und überrumpelt. Die Auswirkungen waren jedoch real: Der Aktienkurs von Manchester United stieg seit Montagabend rapide an und überschritt erstmals seit März die Marke von 25 US-Dollar.
Trotz der offensichtlich künstlich aufgeheizten Berichterstattung in den letzten Tagen hat Al Thani gute Chancen, den Zuschlag für den Kauf zu erhalten. Berichten zufolge beläuft sich sein Angebot auf etwa sechs Milliarden Euro. Während der britische Milliardär Jim Ratcliffe, CEO des „Ineos“-Konzerns, angeblich nur 60 Prozent der Anteile übernehmen möchte, umfasst Al Thanis Angebot angeblich 100 Prozent und beinhaltet die Zusage, die immensen Schulden von Manchester United zu übernehmen.
Falls sich der katarische Banker durchsetzt, würde die Premier League nach Manchester City und Newcastle United bereits den dritten Verein bekommen, der von Akteuren der Arabischen Halbinsel finanziert wird und somit indirekt von Ländern unterstützt wird, deren Regierungen aufgrund der Menschenrechtslage in der Kritik stehen. Alle drei Vereine werden in der kommenden Saison auch an der Champions League teilnehmen.